Die Geschichte der Lederbekleidung und anderer Gegenstände aus diesem natürlichen und wertvollen Material begleitet die Menschheit durch einen Großteil ihres eigenen Entstehungswegs. Grund genug, einmal darüber nachzudenken, wer Lederbekleidung wann wie produzierte und ihr welchen Wert beimaß.
Von der hilfreichen Alltagskleidung bis hin zum repräsentativen Kleidungsstück de luxe – das Leder in der Steinzeit und im Alten Ägypten:
Wenngleich bisher nicht genau geklärt ist, wann und weshalb wir mit der Lederherstellung begannen, lässt sich festhalten, dass bereits die Höhlenmenschen damit begannen, Leder herzustellen. Gar nicht so einfach, denn wenn die Häute feucht blieben, verwesten sie – und beim reinen Trocknen nahmen sie eine steinharte Konsistenz an. Trial and Error sozusagen. Aber mit einem langfristigen Erfolg, wie man beispielsweise an den Inuit sieht, die ihre Tierhäute bis heute weichkauen und mit Ölen sowie Fetten zu geschmeidigem Leder werden lassen. Und auch das Räuchern neben dem Lagerfeuer durch das Verhängen der Türen trug bestimmt hilfreich zur Entwicklung der Lederbekleidung und -waren insgesamt bei. In der Konsequenz hatten Lederwaren schon in der Bronzezeit Hochkonjunktur. Ein gutes Beispiel dafür ist der 5.300 Jahre alte Ötzi, dessen Gürtel und Lendenschurz aus Kalbs- beziehungsweise Ziegenleder bestanden.
Und damit nicht genug: Die zunehmende Behandlung der Tierhäute mit Baumrinde oder Alaunstein verbesserte die Qualität des Leders noch weiter. So entstanden nicht nur Kleidungsstücke, sondern auch Wasserbehälter, Boote und viele weitere Gegenstände, die den Alltag leichter machten. Folglich waren Lederhersteller – die Gerber – sehr angesehene Menschen. Insbesondere im Alten Ägypten wurde schon 4.000 v.Chr. mit pflanzlichen Gerbemitteln gearbeitet, während das Material als extrem wertvoll galt. Das beweisen Sarkophag-Verzierungen ebenso wie die späteren Grabbeigaben von Tut-Anch-Amun. Insbesondere funktionale Ledersandalen waren bei der ägyptischen Oberschicht ein echtes Must-Have und Ausdrucksmittel eines hohen Sozialstatus‘.
In der Lederausrüstung ein Weltreich erobern und es dann doch wieder verlieren – die Lederbekleidung von der Antike bis in die frühe Neuzeit:
Denken wir uns in die Epoche des römischen Imperiums, dann stellen wir fest, dass Karthago als Umschlageplatz zwischen nordafrikanischen und europäisch-mediterranen Märkten eine Monopolstellung einnahm und auch im Bereich des Lederhandels führend war. Aber nicht mehr lange, denn die Römer waren findig und besiegten nicht nur die Karthager, sondern entwickelten neue Innovationen, die den Gerbprozess vereinfachten und beschleunigten. Ideal für die Herstellung der Legionärsausrüstung und gut für einfache Menschen, die sich nun ebenfalls Ledersandalen leisten konnten. Kein Wunder, dass ab dem 3. Jahrhundert Rom im Lederhandel führend war, wobei wesentliche Produktionszentren in Spanien und Südfrankreich lagen.
Allerdings verläuft die Geschichte selten geradlinig und so gab es im Mittelalter einen gewissen Einbruch in Europa. Vorderasien und Nordafrika eroberten sich eine Vormachtstellung beziehungsweise holten sich ihre alte wieder zurück. Das lag sicherlich auch daran, dass es die Gerber im mittelalterlichen Europa sowohl arbeitstechnisch (Stehen im kalten Wasser, eine stinkende Umgebung, harte körperliche Arbeit) als auch gesundheitlich und sozial schwer hatten. Doch ab dem Spätmittelalter und dem Barock ging es dann wieder aufwärts, bis Mitte des 18. Jahrhunderts die erste Lederfabrik im Elsass errichtet wurde. Der erneute Herstellungsboom kam und mit ihm die Spezialisierung.
Lederbekleidung soweit das Auge reicht – die Neuzeit:
Nachdem sich die Verfahren zur Lederherstellung immer weiter verbesserten und beschleunigten, entstand bald regelrechte Herstellungszentren in Deutschland – beispielsweise die Rossleder-Produktion in Holstein, die Offenbacher (Main) Spezialisierung auf farbiges Leder oder die Glacéleder-Herstellung in Altenburg, Berlin, Magdeburg und München. Diese Entwicklung wurde vor allem durch den Chromgerbe-Prozess beschleunigt, der gleichermaßen weiches, stabiles und leicht zu färbendes Leder entstehen ließ. Ideal für regelmäßig stark beanspruchte Arbeitskleidung wie bei Cowboys, aber auch bei Piloten oder Motorradfahrern, deren erste Helme aus Leder bestanden. Und auch im erotischen Sinne wird Leder gerne für außergewöhnliche Outfits und Accessoires verwendet. Insofern ist die Geschichte der Lederbekleidung garantiert bei Weitem noch nicht auserzählt. Stattdessen dürfen wir gespannt sein, welche Verwendungszwecke sich noch so alle finden lassen …
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VON ANNO
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