Nur über wenige Materialien wird so heftig diskutiert wie über Leder. Wenn es um Pferdesättel oder um das beste Material für Schuhe verschiedenster Art geht, ist Leder noch das Nonplusultra – und in Form deiner Brieftasche hast du es ebenfalls täglich in der Hand. Aber was ist mit Hemd, Jacke, Hose? Schauen wir uns die Sache einmal etwas näher an.
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Das Hemd aus Leder
In dieser Aufzählung ist das Lederhemd definitiv am heftigsten umstritten. Zumindest im Bereich der Herrenmode. Denn während die Damen bereits seit Jahren immer unbefangener zu Top, Shirt, Bluse oder Corsage beziehungsweise Bustier aus Leder greifen, sind Männer an dieser Stelle aus verschiedenen Gründen zögerlicher. Wer ein Lederhemd aus glänzendem Glattleder trägt, bekommt automatisch einen Stempel aufgedrückt: Ein homosexueller Mann auf dem Weg zur Fetischparty? Oder ein Rockmusiker, kurz vor seinem nächsten Live-Auftritt? Nach wie vor brauchst du recht viel Selbstbewusstsein, um derlei Klischees einfach wegzulächeln und zu tragen, was du willst und dir gefällt.
Eine Sonderrolle nehmen das Wildlederhemd oder die entsprechende Lederbluse ein: In gedeckten Farben und kombiniert mit Jeans sind sie prägend für ein lässiges Country-Styling, das Wildwest-Romantik versprühen kann, aber nicht zwingend muss.
Die Lederjacke
Spätestens seit „Easy Rider“ steht die Lederjacke wie kein zweites Kleidungsstück für Freiheit und Wildheit. Und schon damals wurde gezeigt, dass dies für den Cowboy-Look in Wildleder ebenso gilt wie für die Biker-Jacke in stylischem Glattleder. Jahrzehnte hindurch wurde das Image durch die Träger*innen von Lederjacken entsprechend geprägt: Rocker, Biker und alle, die sich im näheren oder weiteren Sinne als „Outlaws“ bezeichneten, fanden in der Lederjacke ihr Markenzeichen. Seit den 1980er Jahren allerdings wurde die Lederjacke zunehmend salonfähig. Los ging der Wandel zur ledergewordenen Eleganz in der traditionell etwas mutigeren Damenmode. Sogar in der Haute Couture kombinierten die Modemacher ab den Achtzigern Lederjacken mit figurnahen Blusen und schmal geschnittenen Hosen.
Viele Männer blickten noch eine Weile auf die experimentellen Stylings aus dem Bereich des New Wave und hielten sich weiterhin am Grunge-Look eines Kurt Cobain. Trotzdem war der schleichende Prozess nicht mehr aufzuhalten: Die zerrissenen Jeans wurden gegen elegantere Modelle getauscht, die schlabbernden T-Shirts gegen hochwertige Hemden und die derben Boots gegen edle Halbschuhe. Das Ergebnis? Heute kannst du die Lederjacke auf dem Festival ebenso tragen wie auf dem Weg ins Büro. Als Frau genauso wie als Mann.
Die Lederhose
Als Tracht wird sie nicht nur von den bayrischen Männern, sondern zunehmend auch von Oktoberfest-Fans rund um den Globus getragen. Klar, dass eine solche Hose ein Statement ist – und zwar eher als die lange Lederhose aus Glattleder. Trotzdem hast du es als Träger*in einer solchen Hose eher mit altbekannten Vorurteilen zu tun: Frauen in Leder zählen entweder zu den Bikern oder Rockern, möglicherweise sind sie aber auch männermordende Dominas oder bizarre Fetischistinnen. Und die Männer? Hier wird genau auf den Schnitt geschaut: Gerade, stabile Lederhosen mit verstärkten Kniebereichen sind eindeutige Biker-Kleidung, figurnah geschnittene Hosen gelten als Fetisch-Kleidung für Schwule und elegante, gerade Modelle werden von Businessmen aus der Schattenwirtschaft getragen. So jedenfalls lauten die immer noch gängigen Klischees.
Tatsächlich kannst du eine Lederhose natürlich nach völlig anderen Kriterien wählen: Die verstärkte Biker-Hose ist aus Gründen der Bequemlichkeit tatsächlich weitestgehend den Motorradfahrern vorbehalten. Ansonsten ist die Wahl der für dich richtigen Lederhose vor allem eine Mut- und Typfrage. Als Frau wie auch als Mann kannst du eine Lederhose so kombinieren, dass sie hundertprozentig bürotauglich sind. Als Frau kannst du dich hier sogar für elegante Lederleggings entscheiden, bei einem Mann sollte es hier allerdings eher ein gerade geschnittenes Modell sein. In der Freizeit gilt natürlich: Erlaubt ist, was gefällt, solange es dir steht.
Fazit – Trau dich!
Styling ist, was du daraus machst. Das Tragen mancher Lederkleidung erfordert womöglich etwas Mut. Durch geschicktes Probieren und Kombinieren wirst du aber feststellen: Leder ist für beide Geschlechter absolut alltagstauglich, kann aber auch festlich-elegant sein.
VON JULIA
Fashion, Tipps und Trends
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